Löwen sind ein Symbol für die afrikanische Wildnis und haben einen beachtlichen ökologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Wert. Ihre Koexistenz mit dem Menschen ist jedoch nicht unproblematisch, und der Bestand der Löwen ist rückläufig. GAIA erforscht die Löwenpopulation im Etosha-Nationalpark, um einen soliden Einblick in den Status der Löwen im Park – einer Hochburg der Art in Namibia und im südlichen Afrika – zu gewinnen und ihre Bewegungen, ihre Herausforderungen und Interaktionen mit anderen Arten, insbesondere mit anderen Raubtieren und Aasfressern, besser zu verstehen.
Im Kontext der Vision von GAIA, komplexe Prozesse in Ökosystemen effizient zu überwachen und zu erforschen, um Veränderungen und Herausforderungen besser zu verstehen, ist es von entscheidender Bedeutung, sowohl die Schlüsselarten in diesen Ökosystemen als auch deren Zusammenwirken mit anderen Arten und der Landschaft zu erforschen. Aasfresser und Fleischfresser spielen in der Regel eine Schlüsselrolle in Ökosystemen, und insbesondere Löwen (Panthera leo) sind als Spitzenprädatoren eng mit dem gesamten Ökosystem der afrikanischen Savanne verbunden. Dadurch haben Löwen einen großen Einfluss auf ihren Lebensraum, und ihre Bestände und Populationstrends sind ein hervorragender Indikator für den Zustand des Ökosystems. In den letzten 21 Jahren sind die Bestände des Löwen um etwa 43% auf circa 20.000 Tiere zurückgegangen (IUCN 2014). Aus diesen Gründen ist es nicht nur für die Vision von GAIA, sondern auch für den Artenschutz von großer Bedeutung, Löwenpopulationen effizient zu überwachen und ihre Dynamik und die damit verbundenen Ursachen zu verstehen.
Die Löwenpopulation in Namibia – und insbesondere im Etosha-Nationalpark – ist nicht ausreichend erforscht. Zwischen 1900 und 2018 wurden lediglich sechs Bestands- oder Dichteerhebungen veröffentlicht, verglichen mit 33 in Südafrika und 41 in Tansania. Dies ist problematisch, da Namibia die geringste Bevölkerungsdichte aller afrikanischen Länder aufweist und somit das Potenzial für eine große, nicht eingezäunte Löwenpopulation aufweist. Aus diesem Grund sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die bestehende Löwenpopulation in Namibia zu bewerten, die Lebensraumanforderungen künftiger Löwenpopulationen zu definieren, ihr räumliches Verhalten zu analysieren und mögliche Konflikte mit dem Menschen zu erkennen und zu lösen.
Mit Unterstützung des Zoos Berlin fängt das GAIA-Team Löwen im Etosha-Nationalpark und stattet bestimmte Individuen, die ein Rudel repräsentieren, mit GPS-Halsbändern aus. Anschließend analysieren sie die Bewegungs- und Verhaltensdaten, um eine solide Wissensbasis über die Dichte und Verteilung der Löwenpopulation im Park und in der Pufferzone zu schaffen. Dies wird dazu beitragen, die Dynamik der Bestandsentwicklung besser zu verstehen und relevante Gebiete für den Schutz der Löwenpopulation zu ermitteln. Darüber hinaus werden bestehende Daten über Löwenpopulationen im Etosha-Nationalpark zusammengestellt und mit den neu erhobenen Daten verknüpft, um langfristige Trends in der Populationsentwicklung zu ermitteln. Die Ergebnisse werden so aufbereitet, dass sie als Grundlage für Empfehlungen an die lokalen Behörden dienen.